was ist eigentlich ein gutes Training bei Arthrose?

Immer noch rat­en uns Ther­a­peuten, Ärzte und Train­er bei Arthrose zu „Scho­nung der Gelenke“. Dabei sollte es sich ger­ade in diesen Beruf­s­grup­pen inzwis­chen herumge­sprochen haben, dass das Gegen­teil hil­fre­ich ist.

Doch warum dann diese Empfehlung? Um das her­auszufind­en, lohnt ein Blick auf die Funk­tion­sweise des Kör­pers. Grund­sät­zlich gilt: Unser Kör­p­er ist bio­plas­tisch (auch im hohen Alter). Das heißt, er passt sich den Belas­tun­gen, denen er aus­ge­set­zt ist, so gut er kann an. Wenn wir zum Beispiel regelmäßig Laufen gehen, verbessert sich unser Herzkreis­lauf­sys­tem dahinge­hend, dass wir irgend­wann schneller und weit­er laufen kön­nen. Ein Ober­ar­m­muskel wie unser Bizeps fängt durch regelmäßiges Heben von Gewicht­en an, zu wach­sen, um seinen neuen Anforderun­gen gerecht zu wer­den.

Diese Adap­tions­fähigkeit gilt im Grunde für unseren gesamten Mech­a­nis­mus. Somit passen sich auch unsere Gelenke und der dazuge­hörige Kapsel-Ban­dap­pa­rat inklu­sive des Knor­pel­gewebes bei sukzes­sivem Belas­tungsauf­bau an. Dies ist die Grund­lage eines jeden Train­ings (siehe Artikel „Grund­la­gen des Train­ings).

Aber warum werden dann immer noch Gelenke chirurgisch ersetzt?

Nach heutigem Wis­sen­stand lassen sich bere­its abgestor­bene Knor­pelzellen nicht wieder erneuern. Zudem wach­sen sie nicht wirk­lich nach. Belegt ist aber auch, dass wir bspw. unter Läufern sechs Prozent weniger Arthro­sevorkom­men haben als unter den Nichtläufern. Das legt den Ver­dacht nahe, dass regelmäßiges Laufen pos­i­tive Effek­te auf die Gelenke haben muss. Wir kön­nen also davon aus­ge­hen, dass ein regelmäßig belasteter Knor­pel wider­stands­fähiger ist als ein wenig belasteter Knor­pel. Zudem beste­ht das Gelenk nicht nur aus Knor­pel. Vielmehr ist es ein „Gesamtkunst­werk“ aus Knochen, Knor­pel, Bän­dern, Ner­ven und dem darum liegen­den Gewebe (Muskeln, Fettgewebe, Schle­im­beu­tel etc.). All diese Gewe­beart­en wer­den eben­falls belast­bar­er und beweglich­er.

Die gesamte Funk­tions­fähigkeit eines Gelenks verbessert sich zunehmend, wenn es regelmäßig belastet wird. Umgekehrt kann sich ein Gelenk auch an seine Nicht­be­las­tung adap­tieren. Ein Gelenk, das nur zum Auto, an den Schreibtisch und wieder zurück belastet wird, muss auch keine beson­deren Anforderun­gen erfüllen. Der Knor­pel wird, da er sich über Druck und Zug ernährt, in sein­er Wider­stands­fähigkeit schwäch­er. Das schlecht durch­blutete Gelenk reduziert also seine Auf­gaben auf das Nötig­ste.

Was aber tun, wenn die Arthrose bereits fortgeschritten ist?

Hier empfehlen ein Teil der Experten ein mod­er­ates regelmäßiges Train­ing und Mobil­i­sa­tion der Gelenke. Wir wer­den zwar keine neuen Knor­pelzellen zurück­gewin­nen. Aber Stu­di­en bele­gen, dass Schmerzen durch regelmäßiges Train­ing reduziert wer­den und sich durch den Auf­bau der oben beschriebe­nen anderen Gelenkan­teile die Funk­tion des bere­its erkrank­ten Gelenks deut­lich verbessern kann.