Was hilft denn nun wirklich?
Studienlage zur Behandlung des Rückenschmerzes

Immer neue Stu­di­en sollen beweisen, wer oder was gegen Rück­en­schmerz hil­ft. Jed­er Train­er, Arzt, Ther­a­peut und jedes Konzept beanspruchen für sich, den „gold­e­nen Weg“ gefun­den zu haben. Was aber hil­ft uns denn nun wirk­lich?

© jg_79 / photocase.de

Die Antwort auf die oben­ste­hende Frage ist lei­der nicht so ein­fach zu geben. Bei meinen Recherchen zu den ver­schiede­nen Konzepten, die gegen Rück­en­schmerzen helfen sollen, habe ich mir viele ver­schiedene Stu­di­en ange­se­hen. Meist haben die Stu­di­en eines gemein­sam: Sie sind lei­der nicht zu 100% aus­sagekräftig. Das liegt entwed­er an der zu niedri­gen Fal­lzahl, an einem zu kurzen Messzeitraum oder aber ganz ein­fach an der Schwierigkeit, bes­timmte Meth­o­d­en stan­dar­d­isiert auszuführen und zu messen.

Langfristige Hilfe durch aktive Therapien

Die meis­ten Stu­di­en im Bere­ich Bewe­gung, Übun­gen und Train­ing bes­timmter für den Bewe­gungsap­pa­rat wichtiger Muskel­grup­pen kom­men zu dem Ergeb­nis, dass sie entwed­er kurz‑, mit­tel- oder langfristig gegenüber den nicht aktiv­en Kon­troll­grup­pen einen Vorteil haben: Sie ver­ringern den Schmerz über kurz oder lang, sie helfen gegen Arbeit­sun­fähigkeit oder Behin­derung vorzubeu­gen und sie verbessern eben­so die Funk­tion­al­ität des Kör­pers. Deut­lich wird auch, dass es keine wirk­lich über­lege­nen For­men von Übun­gen und Behand­lun­gen gibt. So lassen sich Vor- und Nachteile beim Pilates, genau­so wie beim Yoga oder dem klas­sis­chen Kraft­train­ing, darstellen. Eine aus­sagekräftige Studie für die Über­legen­heit eines bes­timmten Konzepts fehlt allerd­ings.

Kurzfristige Schmerzlinderung durch passive Therapien und Medikamente

Pas­sive Behand­lun­gen, wie sie in der Manuellen Ther­a­pie oder in der Chi­ro­prak­tik und bei Mas­sagen angewen­det wer­den, weisen ähn­liche Ergeb­nisse zumin­d­est in der kurzfristi­gen Lin­derung der Schmerzen auf. Ganz ähn­lich sieht es übri­gens in den ärztlichen Bere­ichen der medika­men­tösen Behand­lung aus. Bei den ver­schiede­nen Schmerzmit­teln ist keines dem anderen beson­ders über­legen. Zudem bele­gen die Stu­di­en auch hier, dass Medika­mente nur einen gerin­gen Ein­fluss auf die Schmerzen haben, und das auch nur rel­a­tiv kurzfristig. Langfristige Evi­denz wird ihnen nicht zuge­sprochen. Für eine Spritzen­ther­a­pie, ganz gle­ich welch­er Art, ob nun Cor­ti­son oder nur Schmerzmit­tel, gibt es laut unter­schiedlich­er Stu­di­en eben­falls keine starke Evi­denz.

Wenig Besserung durch alternativmedizinische Behandlungen

Bleiben also noch die alter­na­tivmedi­zinis­chen Meth­o­d­en wie Homöopathie oder Akupunk­tur. Tat­säch­lich gibt es Belege dafür, dass eine Behand­lung mit „Dry Needling“ (trock­enes Nadeln) gegenüber gar kein­er Behand­lung Vorteile bringt. Gemessen an den Place­bokon­troll­grup­pen sind allerd­ings kaum nen­nenswerte Besserun­gen zu ver­merken. Bei der Homöopathie ist die Fak­ten­lage bezüglich ran­domisiert­er Stu­di­en sehr dünn, sodass ich keine aktuellen Hin­weise für deren Wirk­samkeit find­en kon­nte. Auch zur Osteopathie gibt es bish­er lei­der noch zu wenige Stu­di­en, um deren Wirk­samkeit zu bele­gen.

Zusam­men­fassend wür­de ich sagen, dass die Erforschung von evi­denzbasierten Behand­lungsmeth­o­d­en noch nicht aus­re­ichend ist. Bewe­gungsübun­gen und Kräf­tigung scheinen bish­er die besten Meth­o­d­en zu sein, wenn man den Stu­di­en glaubt. Ein gut aus­ge­bilde­ter Arzt und/oder Ther­a­peut sollte Ihnen trotz der unklaren Fak­ten­lage eine umfassende Beratung und Behand­lungsvorschläge zu Ihrem speziellen Fall anbi­eten kön­nen. Wichtig ist hier zu beacht­en, dass bei jedem Patien­ten ein indi­vidu­eller medi­zinis­ch­er Fall vor­liegt und dass deshalb jed­er Behand­lungs­plan indi­vidu­ell für ihn zusam­mengestellt wer­den muss. Ein Rezept, das immer und bei jedem hil­ft, kann und wird es nicht geben.